Werbung kann auch "supergeil" sein
Nach Kiffern setzt Edeka jetzt auf "coole Wampe" - Werbung kann auch "supergeil" sein
Von Peter Poprawa
Wer sagt denn, dass Werbung langweilig wie ein Supermarkt sein muss? Edeka weiß zu unterhalten - und das nicht erst, seit der Konzern mit einem Kiffer-Spot für Wirbel sorgte. Nun sind es die "supergeilen" Dinge wie Milch, Katzenfutter und Klopapier, die das Internet rocken.
Erst seit wenigen Tagen wabert ein Videoclip durch das Internet und ist schon eineinhalb Millionen Mal angeschaut worden: kein neuer Song einer bekannten Pop- oder Schlagergröße, sondern ein Werbefilm für eine Supermarktkette. Zu sehen ist ein sympathischer Mittfünfziger, der mit Schmerbauch und gepflegtem Bart durch die Regalreihen bei Edeka tanzt - und alles "supergeil" findet.
Der "Supergeil"-Song der Hamburger Werbefirma Jung von Matt kommt an. Jung und Alt sprechen über den Typen, der sich Friedrich Liechtenstein nennt und aus Prenzlauer Berg kommt. Alles, was er in den Regalen findet, ist "supersüß, supersexy, supereasy, supergeil". Egal, ob es sich um Fisch, Wurst, die man rauchen kann, Toilettenpapier, Tierfutter oder Brotaufstrich handelt. Der 58-Jährige scheint schwerelos dahinzuschweben in seinem eingängigen Rhythmus mit sonorer Stimme. Bizarrer geht es kaum, wenn sich der Rauschebart mit Sonnenbrille H-Milch ins Badewasser gießt.
Das Lied "Supergeil" hat Liechtenstein bereits vor einem Jahr aufgenommen und jetzt für Jung von Matt noch einmal aufpoliert. Und wirklich: die künstlerisch-musikalische Begegnung mit Produkten aus dem Supermarkt wird zu einer super Idee, sie entwickelt sich zu einer eigenen Marke, die diesmal nicht die Kiffer dieser Republik ansprechen, dafür aber vor allen junge Leute in den Laden locken soll.
Der "Kackvogel" lässt grüßen
Der Berliner Friedrich Liechtenstein wird nicht selten als "Gesamtkunstwerk" bezeichnet. Die Szene kennt ihn bereits als Puppenspieler, Schauspieler, Regisseur, Musiker, Moderator, Performancekünstler. Jetzt macht er mit "Supergeil" auf Entertainer. Dabei ist dieses Video nicht sein erster Hit auf YouTube. Schon 2012 trat er in "Kackvogel" auf, als er mit jungen Leuten durch die Stadt und die U-Bahn tanzte. Auch diesen Clip fanden die Internet-Nutzer supergeil und klickten millionenfach.
Die Macher von Jung und Matt wissen offenbar sehr gut, wie virales Marketing funktioniert, wie sich eine Idee wie ein Lauffeuer oder eben ein Virus durch die sozialen Netzwerke frisst und sich in den Ohren seiner Nutzer festsetzt. Ob sie "Super-Uschi, Super-Muschi, Super-Sushi" supergeil oder einfach nur supernervig finden, wird sich zeigen. Manchmal soll sich aus einer tollen Werbung auch schon mal eine "Anti"-Haltung entwickelt haben. Man wird sehen. Jetzt aber, an Tag vier im Netz, ist die Kritik am "Supergeil"-Song noch super positiv.